Dienstag, 6. Dezember 2011

Nikolaustag





Gestern habe ich erzählt, dass der Nikolaus dieses Jahr etwas vor die Türe stellen wird.

Söhnchen war heute doch plötzlich traurig, dass der Nikolaus nicht zu uns kommen wird. Er wollte unbedingt noch schnell etwas basteln für ihn, das der Nikolaus mitnehmen kann, wenn er das Säcklein vor die Türe legt. Die Vorlage hat er in einem Heft gesehen. Ich habe ihm geholfen dabei. Dann hat er noch einen Brief an den Nikolaus geschrieben und dazu gelegt. Diesen möchte ich euch nicht vorenthalten:





Mir war nicht bewusst, wie sehr sich Söhnchen den Besuch des Nikolaus doch noch gewünscht hätte. Jetzt war es natürlich zu spät. Der Nikolaus muss in unserem Dorf ein paar Tage vorher bestellt werden, aber das kann Söhnchen natürlich nicht wissen. Also, wie gesagt, der Nikolaus hat dann etwas vor die Türe gelegt, was gar nicht so einfach zu bewerkstelligen war, da Söhnchen alle paar Minuten rausschaute... Er hat es dann doch geschafft, und folgenden Brief hat er den Säcklein beigelegt:

Liebe ....
Lieber ....

Jahr für Jahr besuchte ich euch zwei immer am 6. Dezember. Ich hatte jeweils viel Gutes zu berichten über euch, manchmal auch Sachen, welche ihr noch besser machen konntet. Nun seid ihr schon etwas älter. Ihr wisst schon viel, kennt die Regeln im Umgang mit euren Mitmenschen, dass es schön ist, anderen zu helfen, freundlich und anständig zu sein, keine Schimpfwörter auszuteilen. Ihr wisst, wie man sein Zimmer in Ordnung hält, dass die Wäsche immer runter gebracht werden soll und dass ihr eure Sachen von der Treppe wegräumen sollt. Ihr wisst wie man sich am Tisch benimmt und dass man die Leute auf der Strasse grüsst, macht immer eure Hausaufgaben und arbeitet gut in der Schule. Ihr wisst, dass man immer ehrlich und aufrichtig sein soll. Dies alles traue ich euch zu, ohne dass ich jedes Jahr bei euch in die Stube sitzen muss, obwohl es immer sehr schön und gemütlich war bei euch. Aber ihr wisst ja, es gibt viele andere Kinder, die kleiner sind als ihr und die ich noch alle persönlich besuchen muss.


So stelle ich eure Säckli dieses Jahr vor die Türe. Ich möchte euch aber gerne auch noch eine Geschichte erzählen. Es ist eine wahre Geschichte. Ob es in dieser Geschichte um den Weihnachtsmann geht oder um den Samichlaus spielt eigentlich keine Rolle. Ihr wisst ja, ich kann nicht in allen Ländern gleichzeitig sein, mancherorts komme ich am 6. andernorts halt erst am 24. Dezember. Manche nennen mich Samichlaus, andere Nikolaus oder Père Noël und einige sagen mir halt Weihnachtsmann.



Gibt es einen Weihnachtsmann?


Die achtjährige Virginia O’Hanlon aus New York wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb sie an die Tageszeitung „Sun“ einen Brief:


„Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der „Sun“ steht, ist immer wahr. Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann? – Virginia O’Hanlon.“


Die Sache war dem Chefredakteur so wichtig, dass er seinen erfahrensten Kolumnisten, Francis P. Church, beauftragte, eine Antwort zu entwerfen – für die Titelseite der „Sun“.


„Virginia, deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.


Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie die Liebe und Grossherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie – gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönem bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen.


Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss, du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie.


All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen – das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was du auch siehst, du siehst nie alles. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreissen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein.


„Ist das denn auch wahr?“ kannst du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger. Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.


Frohe Weihnacht, Virginia, Dein Francis Church.“


P.S.: Der Briefwechsel zwischen Virginia O’Hanlon und Francis P. Church stammte aus dem Jahr 1897. Er wurde über ein halbes Jahrhundert – bis zur Einstellung der „Sun“ 1950 – alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung abgedruckt.




So, liebe ........, lieber ......, ich hoffe die Geschichte hilft euch ein wenig bei der Frage, ob es mich denn nun gibt, ob ich Brüder habe, die mir helfen, oder ob mich nur jemand spielt. Denn all dies spielt eigentlich gar keine grosse Rolle, wenn ich und meine Wünsche an euch, nämlich Liebe und Respekt einen Platz in euren Herzen haben!


Nun wünsche ich euch einen frohen Samichlaus-Abend und eine gesegnete, frohe Weihnachtszeit!


Alles Liebe

Euer Samichlaus



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