Sonntag, 24. Juni 2012

Grillen und Vitaparcours

Der letzte Sommer war wie verhext: Jedesmal wenn mir mit Gästen in unserem Garten grillen und gemütlich beisammensitzen wollten, meinte das Wetter, es müsse sich von seiner unfreundlichsten Seite zeigen. Da wir eine offene Feuerstellen haben (mein Liebster findet, alles andere ist nicht echtes Grillen...) und unser Sitzplatz nicht mit einem Dach gesegnet ist, führte das immer dazu, dass sich das Fleisch mit der Pfanne und unsere Gäste mit unserem Wohnzimmer begnügen mussten. Deshalb hatte ich ein ungutes Gefühl, als ich meinen Bruder und Familie für gestern Abend zum Grillen eingeladen habe. Ich sprach nur leise über unseren Grillabend, in der Hoffnung, die Regenwolken bekommen von unserem Vorhaben nichts mit... und man glaubt es kaum: Einen wundervollen Abend haben wir gestern verbracht mit feinem Essen, gutem Wein, lustiger Partie Schwedenschach und gemütlicher Runde um unser Feuer (da muss ich meinem Mann ja recht geben: Beisammensitzen rund um einen Gasgrill stelle ich mir nicht wirklich gemütlich vor...). Und - man glaubt es kaum: Wir sind trocken geblieben (ausser den Kindern, die einen kurzen Ausflug zum oder in den Bach machten) Unseren Gästen hat es sogar so sehr gefallen, dass sie sich erst um zwei Uhr morgens auf den Heimweg machten (meine kleine Nichte war inzwischen wohlig auf unserer Gartenbank eingeschlafen). Wäre unser Holzvorrat nicht ausgegangen, würden wir vermutlich jetzt noch ums Feuer sitzen.


Als ich mich ins Bett fallen liess, glaubte ich nicht, dass wir unser ursprüngliches Vorhaben heute umsetzen würden. Aber erstaunlicherweise fiel mir das Aufstehen heute früh ganz leicht (na ja, wenn man neun Uhr "früh" nennen darf). Voller Elan räumte ich Geschirr in die Spülmaschine, Müll in den Eimer und die Küche und den Garten auf, machte Frühstück für meine Liebsten und machte allgemeine Tagwache um zehn. Nachdem Söhnchen kürzlich etwas deprimiert erzählte, er habe sich im Turnunterricht am Barren nicht stützen können, haben mein Mann und ich kurz Blicke getauscht und waren uns fast wortlos einig, etwas dagegen zu unternehmen. Natürlich macht jedes Familienmitglied solidarisch mit, schliesslich kann ein wenig Sport ja nie schaden und ist gemeinsam auch viel lustiger. Also gingen wir heute mal wieder auf den Vitaparcours und ich musste feststellen: Vitaparcours ist so viel angenehmer als einfach "bloss" Joggen. Alle paar hundert Meter erwartete uns eine abwechslungsreiche Übung. Das hat richtig gut getan und machte allen Spass. Ja gut - die Kinder mussten wir zwischendurch schon etwas motivieren: "wer jammert, kommt heute Nachmittag nicht mit ins Schwimmbad" oder "Achtung! Hinter dir kommt der schwarze Panther" - geht das schon unter die Kategorie "Rabenmutter"? Es hat jedenfalls mehr oder weniger funktioniert. Söhnchen schleppte eh ab Posten Nummer zwei einen Stock mit, mit dem er uns den Weg durch den "Dschungel" bahnte und uns vor Feinden schützte. Und am Ende des Parcours wartete ein schöner Waldspielplatz als Belohnung.


Und übrigens: Söhnchen schaffte es, sich am Barren (oder wie man das Gerät auf dem Vitaparcours auch immer nennen mag) abzustützen!


Samstag, 16. Juni 2012

Sporttag


Sporttag 1990

"Das glaube ich nicht!". Dieser Satz aus Söhnchens Mund gab mir Anlass, diese zwei Medaillen hervorzuklauben. Heute war nämlich Schulsporttag. Ein traditioneller Sportanlass unserer Schule, welcher schon zu meiner Schulzeit durchgeführt wurde. Die Kinder messen sich im Dreikampf, in gemischten Gruppen in einem Staffelrennen und, wer die Qualifikationshöhe erreicht, auch im Hochsprung. Söhnchen glaubte mir nun also nicht, dass ich im Hochsprung und in der Staffel mal eine Medaille ergatterte und so hielt ich nach über zwanzig Jahren die zwei Erinnerungsstücke in der Hand. Die Schulsporttage - ich erinnere mich noch sehr gut: die Aufregung im Vorfeld, die Anstrengung, das Getragen-Werden vom anfeuernden Publikum, die Hoffnung auf einen guten Rang (und immer wieder die Enttäuschung, dass der Ball beim Weitwurf doch nicht genug weit flog), den Stolz auf meinen Bruder, der immer eine Medaille gewann, und immer wieder der Vorsatz für den nächsten Sporttag den Ballweitwurf besser zu trainieren....

Nachdem wir Eltern letztes Wochenende am Jugitag schon auf dem Sportplatz gestanden sind, verbrachten wir nun also auch den heutigen Tag auf demselben. Bei strahlend schönem (und heissem) Sommerwetter, unterstützten wir unsere Kinder moralisch, feuerten sie an, standen uns die Beine in den Bauch, begleiteten Töchterchen zum Samariterposten um das schmerzenden Bein verarzten zu lassen, wischten ihre Tränen ab, lobten Söhnchen für seinen Einsatz, freuten uns darüber, dass Töchterchen die zweitbeste Zeit im 80m-Lauf hinlegte, fieberten beim Staffellauf mit, suchten Söhnchen und fischten unseren badenden Filius aus dem nahen Bach damit er rechtzeitig zur Rangverkündigung kam. Denn: Auch er kann jetzt mit einer Medaille prahlen. Mit etwas Glück, in der richtigen Gruppe zu sein und natürlich auch dem eigenen Einsatz reichte es für die Goldmedaille im Staffelrennen.


Sporttag 2012

Töchterchen war über ihren 6. Rang im Dreikampf etwas enttäuscht. Trotz Superleistung beim Rennen und gutem Resultat im Weitsprung fehlten ihr im Ballweitwurf ein paar Meter und verpasste so das Podest (das kommt mir jetzt irgendwie bekannt vor...). Im Hochsprung erreichte sie den undankbaren vierten Rang. Was sie jetzt noch nicht wissen kann: Was zählt ist das Erlebnis, an das sie sich, so wie ich, auch in zwanzig Jahren noch erinnern wird.

Den anschliessenden Schwimmbadbesuch haben wir uns heute alle verdient.

Freitag, 8. Juni 2012

Tapferkeitsmedaille

Ich bin der Meinung, allen Müttern schulpflichtiger Kinder gehört nach überstandenem Monat Juni eine Tapferkeitsmedaille. Jedes Jahr spielt sich dasselbe Präsommerferienszenario ab. Ich könnte an dieser Stelle eigentlich den Post vom letzten Jahr kopieren, würde auch passen. Unsere Magnetwand hat sich gefüllt. Ich düse von Zahnarzttermin mit grausliger Zahnextraktion zum Ferienpass-Einschreiben (nein - geht immer noch nicht per Internet), vom Tambouren-Unterricht zum Geigenkonzert (Töchterchens Geigenlehrerin meint es dieses Jahr gut mit Konzerten), schicke Töchterchen zur rechten Zeit in den kirchlichen Unterricht (gar nicht so einfach, wenn gefühlt jede Woche ein neuer Infozettel mit neuen Zeit heimkommt...wenn er denn bis heimkommt...), besuche mit Söhnchen, der Atemprobleme hat unseren Hausarzt, düse von Spielgruppen-Einschrieben zu Spielgruppensitzungen (die neuen Spielgruppenkinder sollen eingeteilt und deren Eltern informiert werden), mache mir Sorgen um Söhnchen, der mittlerweile sogar im Turnunterricht zusammenklappt, besuche mit ihm wieder den Hausarzt, lerne mit meinen Kindern Vokabeln, Tests und Vorträge, gehe mit meiner Kollegin und fünfzehn Vierjährigen aufs Spielgruppenreisli (..und bringen alle heil wieder retour), mache mir Gedanken um ein Abschlussgeschenk für Söhnchens Lehrerin (diese Klasse schafft es nie, ein Lehrerin länger als ein Jahr behalten zu können), organisiere dies auch gleich und nehme mir ein weiteres Mal vor: nächstes Jahr darf es ein anderes Mami machen. Ich telefoniere, organisiere und nehme gerne und mit freundlichem Lächeln Kritik und Reklamationen entgegen. Heute konnte ich rasch durchschnaufen, das heisst: drei Maschinen voller Kleider waschen, Wohnung auf Vordermann bringen, am Nachmittag mit zwei Nachzüglern fürs Lehrerabschlussgeschenk basteln und ja, mal wieder Blog schreiben. So. Morgen gehts weiter. Die Jugitage finden dieses Jahr, juhuu, mit Heimvorteil in unserem Ort statt. Das heisst, nicht ganze zwei Tage auf dem Sportplatz stehen, sondern zwischendurch mal Heim um die Beine hochzulagern. Nächste Woche dann nochmal Zahnarztbesuch (Töchterchen braucht noch mehr Platz im Mund, sprich nochmal zwei Zähne müssen dran glauben), dann noch der Schulsporttag, wieder Arztbesuch mit Söhnchen (diesmal zur Blutentnahme) und ah ja, ich meine mich zu erinnern einen Garten zu haben....


Nein, das ist nicht meine Rose. Muttertag ist ja leider vorbei (ich könnte schon wieder einen gebrauchen...). Diese Rose hat Töchterchen von ihrer Geigenlehrerin nach dem Konzert erhalten. Die hat sie auch verdient: So schön wie sie gespielt hat, hat sie noch nie gespielt.